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Samstag, 1. August 2015

Untergangsbotin Kapitel 1

Wie versprochen gibt es nun einen Vorgeschmack auf den 3. Teil als kleine Entschädigung für die lange Warterei. Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen und es gefällt euch!


Es war düster und ein modriger Geruch stieg mir in die Nase. Aus der Ecke hörte ich ein hohes Fiepen, dann ein Rascheln. Gebannt starrte ich in die Finsternis, konnte jedoch keine der zahlreichen Ratten sehen, die sich zweifellos das Quartier mit mir teilten.
Ich hatte schreckliche Angst und zitterte am ganzen Körper. Unfähig mich zu bewegen, konnte ich nur in der Finsternis ausharren und auf eine ferne Rettung hoffen.
Schmerz schoss durch meinen Kopf und raubte mir die Fähigkeit zu denken. Angst und Schmerz waren alles, was ich kannte. Hinter mir hörte ich Orenas irres Gelächter. Es machte ihr Spaß, mich zu quälen. Plötzlich verstummte sie.
Ein Gesicht schälte sich aus der Dunkelheit vor mir. Gierig sah Degan auf mich herab. Seine kalten Augen raubten mir auch den letzten Rest meiner mühsam aufrechterhaltenen Selbstbeherrschung. Seine Hände waren überall. Ich wollte zurückweichen, ihn aufhalten, doch ich konnte mich nicht rühren.
Er beugte sich zu mir vor. Sein heißer Atem strich über meinen Hals. »Endlich gehörst du mir«, flüsterte Degan mit rauer Stimme an meinem Ohr.
Die Panik überwältigte mich. Ich schrie aus Leibeskräften um Hilfe. Vielleicht gab es doch jemanden, der mich retten konnte.
Auf einen Schlag verschwand die Finsternis und wich einem trüben Licht. Es war nicht Degans Gesicht, das vor mir schwebte, sondern Vans. Er hielt mich am Boden fest und verschloss meinen Mund mit seiner Hand.
Aus schreckensgeweiteten Augen starrte ich zu ihm empor. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich noch immer schrie und verstummte. Mit leisen Worten redete Van auf mich ein und versuchte, mich zu beruhigen.
Unter mir spürte ich den harten Waldboden. Der Morgentau war in meine Kleider gekrochen und ließ mich frösteln. Ich hatte nur geträumt. Meine Gefangenschaft war beendet - auch wenn mein Unterbewusstsein das noch nicht zu begreifen schien.
»Gianna, ich nehme meine Hand jetzt weg. Du brauchst nicht zu schreien. Keiner von uns wird dir etwas zuleide tun. Du bist in Sicherheit. Verstehst du das?« Van flüsterte eindringlich auf mich ein und ich nickte sacht. Ich hatte verstanden. Es war nur ein Traum. Ich war frei.
Ganz langsam zog Van seine Hand weg und rutschte von mir herunter. Offenbar hatte ich auch in dieser Nacht wieder um mich geschlagen.
Seitdem uns vor ungefähr einer Woche die Flucht aus Daleppa gelungen war, plagten mich die Alpträume. Jede Nacht träumte ich davon, wieder zurück in der Gefangenschaft und Folter zu sein. Aus Angst vor den Träumen schlief ich zu wenig und wenn die Erschöpfung mich übermannte, so bot sie mir keine Erholung - nur Grauen.
Allmählich beruhigte ich mich. Hilfesuchend fand ich Vans Blick. Er lag neben mir und beobachtete mich aufmerksam. Sein Anblick half mir, zu erkennen, was wahr und was eingebildet war.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Orena mich beobachtete. Sobald ich zu ihr herüber sah, senkte sie schuldbewusst den Blick. Ich machte ihr keine direkten Vorwürfe wegen dem, was in den letzten Monaten mit mir geschehen war. Sie war ebenso wie ich eine Gefangene gewesen, auch wenn man sie im Gegensatz zu mir nicht gefesselt hatte.
Mühsam beherrscht blendete ich Orena und unsere Vergangenheit aus und konzentrierte mich auf meinen Geliebten neben mir.
»Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken«, flüsterte ich Van zu.
Behutsam zog Van mich in seine Arme. »Schon gut, du kannst nichts dafür. Mach dir um mich keine Sorgen.«
Dunkle Schatten hatten sich unter Vans Augen gebildet. Auch er litt unter meinem Zustand und es raubte ihm ebenfalls den Schlaf.
Erschöpft ließ ich mich an Vans Brust sinken und drückte mein Gesicht tief in die Falten seines Hemdes. Zwar war der Stoff klamm, doch durch ihn hindurch spürte ich seine warme Haut. Ich labte mich an seinem vertrauten Geruch und ließ mich von ihm trösten bis ich mich wieder vollständig beruhigt und den Alptraum überwunden hatte.
In der Zwischenzeit hatten Ayasha und Mairis damit begonnen, sich um das Frühstück zu kümmern. Am Rand unserer kleinen Lichtung verteilt saßen die anderen und hielten Ausschau.
Bisher war uns nur eine kleine Truppe Turonter über den Weg gelaufen und es war nicht schwer gewesen, sie zu besiegen. Viel schwieriger war es jedoch, sich ihrer zu entledigen. Wir fürchteten jederzeit eine Entdeckung und konnten es uns nicht erlauben Spuren zu hinterlassen.
Es hatte ein paar Stunden gedauert, sie alle im Waldboden zu verscharren. Seitdem wir in den Wald vor Daleppa gelaufen waren, hatten wir ihn nicht wieder verlassen. Obwohl wir an Essbarem mitnahmen, was wir finden konnten, schrumpften unsere Vorräte zusehends.
Dass außer Mairis und Orena keiner von uns auf die Flucht vorbereitet war, stellte uns vor ebenso große Probleme wie die knappe Nahrung. Die Nächte wurden immer kälter. Wir schliefen dicht aneinander gedrängt und dennoch wurde es nicht warm.
Wärmere Kleidung und mehr Decken waren unabdingbar, wenn wir nicht eines Nachts erfrieren wollten. Noch immer trug ich nur das dünne Kleid, das man mir in Daleppa angezogen hatte. Darüber einen groben Umhang, den ich einem der toten Soldaten abgenommen hatte. Er wärmte nur wenig.
Nicht mehr lange und wir würden den Wald verlassen müssen, wenn wir überleben wollten. Wo wir die benötigten Dinge jedoch finden sollten, war genauso ungewiss.
Ein paar turontische Soldaten könnte ich ohne schlechtes Gewissen überfallen. Jedoch zweifelte ich daran, ob mir das auch bei einfachen Bürgern gelänge.
War ich schon so verzweifelt, dass ich Unschuldige bestehlen und vielleicht sogar verletzen konnte?
Rigoros schob ich die düsteren Gedanken beiseite und konzentrierte mich wieder auf Vans Nähe. In wenigen Minuten müssten wir aufstehen und uns dem nächsten aus Strapazen bestehenden Tag stellen.
Immerhin mussten wir dank meiner Gabe keinen Durst leiden und hatten uns den Schmutz unserer Gefangenschaft vom Leib waschen können. Trotzdem machte mir Vans Hand weiterhin Sorgen. Durch die Eisenringe mit denen nicht nur Van, sondern auch Kaj und Jase gefesselt waren, hatte sich die Haut darunter schlimm entzündet.
Jeden Tag wuschen wir die Wunden, doch es wollte sich keine sichtbare Besserung einstellen. Die wunden Stellen an meinen Handgelenken hingegen heilten allmählich ab. Dennoch stand zu befürchten, dass ich Narben behielte.
Letztendlich konnte es mir egal sein. Van störte sich nicht daran und ein paar mehr waren nun wirklich kein Weltuntergang. Schließlich hatte ich mir in der Vergangenheit schon oft genug die Hände oder Arme verletzt und keine dieser Verwundungen war spurlos geblieben.
Obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen war und der Tag so jung wie er nur sein konnte, war ich unendlich erschöpft.
Die permanente Kälte setzte mir zu. Ich war es nicht gewohnt zu frieren. Inzwischen vermisste ich Lascas Hitze. Dort fror man höchstens, wenn man krank war.
Van schien meine Gedanken erraten zu haben und rieb kräftig über meine nackten Unterarme. Das Hemd, das Mairis mir überlassen hatte, reichte leider nicht weiter.
Zu gern wäre ich einfach liegen geblieben. Ich wollte nicht mehr fliehen, keine Angst mehr haben. In Vans Armen liegen zu können, genügte mir für den Augenblick vollkommen.
Schließlich gewann die Vernunft. Ich durfte mich nicht gehen lassen. Durch meine Träume und die damit verbundenen Schreie war die Belastung für die Gruppe durch mich schon groß genug.
»Wir müssen aufstehen«, murmelte ich an Vans Hals.
Er brummte zustimmend, rührte sich aber nicht. Stattdessen drehte er seinen Kopf, um mich küssen zu können. Ich genoss den Moment unserer Zweisamkeit und für einen kurzen Augenblick konnte ich glauben, dass alles wieder gut werden würde.
Van trennte die Verbindung unserer Lippen und seufzte. Es lag so viel Gefühl, so viel Kummer und zahllose unausgesprochene Worte in diesem leisen Geräusch. Gern hätte ich ihm etwas Aufmunterndes gesagt, doch mir fiel einfach nichts ein.
Gemeinsam setzten wir uns an das kleine Feuer, über dem Ayasha die über Nacht eingeweichten Bohnen erwärmte. Nur tagsüber trauten wir uns ein Feuer zu entzünden. Deshalb streckte ich gierig meine kalten Finger zu den Flammen und versuchte wenigstens etwas Gefühl in meine starren Glieder zu bekommen.
Wir waren noch immer hinter Turonts innerer Grenze. Von Cato wussten wir, dass es nur wenige Durchlässe in der gewaltigen Mauer gab. Einer davon war unser nächstes Ziel. Jedoch mussten wir mit einer starken Bewachung rechnen. Gewiss hatten unsere Feinde die dort stationierten Truppen seit unserer Flucht verstärkt.
Ich hatte Angst davor, wieder eingefangen zu werden.
Ayashas Falke schoss aus dem Himmel. Erst kurz vorm Boden riss er die Flügel auseinander und landete geschickt neben ihr.
»Hast du etwas entdecken können?«, fragte Ayasha ihn.
Für mich war die Antwort ein heiseres Krächzen, aber Ayasha verstand es. »Danke Lou.« An uns andere übersetzte sie: »Keine Feinde vor oder hinter uns.«
»Gute Nachrichten«, sagte Cato erleichtert.
»Hast du die Mauer schon sehen können?«, fragte Ayasha weiter.
Wieder kam ein Krächzen als Antwort.
»Schade, aber allzu weit kann es nicht mehr sein.«
Das Gespräch der beiden schien fürs Erste beendet zu sein. Ayasha rührte in den Bohnen, damit sie nicht anbrieten und Lou hüpfte näher zu ihr heran und versuchte in den Topf zu spähen.
»Das schmeckt dir sowieso nicht.« Ayasha grinste auf den Falken herab.
Dieser plusterte sich auf. Fast schien es mir, dass er beleidigt war.
Ayasha schnaufte. »Na schön, ich lasse dich bei mir probieren, aber schimpf danach nicht, wenn es dir nicht schmeckt.«
Zufrieden zog Lou den Kopf zurück und landete mit einem Satz auf Ayashas Schulter. Behaglich schmiegte er sich an sie und ließ sich von Ayasha das Gefieder kraulen.
Es war schön, den beiden zuzusehen und gab mir ein wenig meiner Unbeschwertheit zurück. Kurz darauf war das karge Frühstück fertig und wir aßen schweigend. Wie versprochen gab Ayasha Lou eine ihrer Bohnen. Er versuchte noch eine zweite, doch Ayasha schien recht zu behalten, da er die dritte verschmähte.
Plötzlich hielt Jase inne und sein Blick rückte in weite Ferne. Levi musste ihn kontaktiert haben. Wenig später breitete sich ein erleichtertes Lächeln auf Jase‘ Gesicht.
»Levi und ein paar weitere unserer Kameraden haben sich auf den Weg in unsere Richtung gemacht. Sie wollen uns entgegen kommen und uns somit den Rückweg erleichtern«, erklärte er freudig.
»Dann sollten wir bis zu unserem Zusammentreffen möglichst viele Meilen zwischen uns und diese Mauer bringen«, sagte Kaj.
»Jetzt kann es nicht mehr weit sein«, meinte Cato. »Wenn nichts dazwischen kommt, sollten wir innerhalb der nächsten zwei Tage die innere Grenze erreichen.«
»Wir sollten uns sputen und aufbrechen.« Orena hatte bereits aufgegessen und sah mit ernstem Gesicht in die Runde.
Neben ihr erzeugte ich einen kleinen Wasserball, während ich den letzten Rest aus meiner Schale kratzte und mir den Löffel in den Mund schob. Orena wusch ihre Schale in meinem Wasser aus und Mairis tat es ihr gleich.
Als die anderen ebenfalls aufgegessen hatten, erzeugte ich auch in ihrer Nähe Wasser. Innerhalb der vergangenen Tage hatte sich dieses Ritual entwickelt. So ging es schneller und wir konnten eher aufbrechen.
Sobald wir unsere wenigen Habseligkeiten beisammen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg nach Süden. Lou stieß sich von Ayashas Schulter ab und schoss davon. Über uns zog er seine Kreise und hielt für uns Ausschau nach Gefahren oder Nützlichem. Bisher hatte er uns gute Dienste geleistet.
So leise wie möglich marschierten wir durch den dichten Wald. Langsam kroch die Sonne über die Berggipfel und spendete uns bessere Sicht. Im Zwielicht war es schwieriger, sich einen Weg über das unebene Unterholz zu bahnen. Um niemanden auf uns aufmerksam zu machen und um unsere Kräfte nicht zu vergeuden, sprachen wir kaum miteinander. Stur setzte ich einen Fuß vor den anderen und gab mir alle Mühe mitzuhalten.
Waren meine körperlichen Kräfte zuvor schon nicht sonderlich ausgeprägt, so hatte die wochenlange Bewegungslosigkeit mir keinen guten Dienst erwiesen. Die Muskeln meiner Beine brannten und meine Füße waren wund, doch zwang ich mich, durchzuhalten.
Es war schwer, aber ich wollte die verwöhnte Prinzessin, die ich einst war, endlich hinter mir lassen. Außerdem war ich auch ohne Gejammer über meinen Zustand schon belastend genug für die anderen. Keiner von ihnen sprach es aus, aber es war mir nicht entgangen, dass jedes Mal, wenn ich erwachte, sonst niemand mehr schlief. Meine Hysterie ließ sie ebenfalls aus ihrem Schlaf hochschrecken. Das konnte einfach kein Zufall sein.
Es war deprimierend, wie sehr die Gefangenschaft immer noch an mir zehrte und mich nicht loslassen wollte. Immerhin war ich frei, mein geliebter Van war an meiner Seite, meine Freunde ebenso und neue, mächtige Verbündete begleiteten uns. Ich müsste doch unbeschwert sein. Doch war ich es nicht. Ich hatte Angst.
Angst davor, all dies zu verlieren. Angst vor einer weiteren Begegnung mit Degan. Angst vor dem, was Turont mit meiner Heimat vorhaben könnte. Diese Angst hatte sich tief in mein Herz gegraben und wollte sich nicht besänftigen lassen - egal wie gut ich mir zuredete.
Die Mittagszeit kam und ging. Unbeirrt stapften wir weiter. Bis zu unserer Rast würde es noch ein wenig dauern. Solange wir das Tageslicht nutzen konnten, gingen wir weiter und gönnten uns nur eine kurze Pause am Tag. Ich sehnte mich nach diesem Moment.
Schon jetzt war ich erschöpft und musste mich zu jedem Schritt zwingen. Schweiß lief meinen Rücken hinab und durchnässte sowohl das Kleid als auch mein Hemd. Die kalte Luft ließ mich frösteln und erschaudern. Auf Dauer konnte das nicht gesund sein. Obwohl die Sonne nun hoch am Himmel stand, spendete sie keine Wärme. Stattdessen bildete unser heißer Atem kleine Wölkchen vor unseren Gesichtern.
Die anderen hatten mir erklärt, das käme von der kalten Luft. So etwas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Für die Festlandbewohner schien es nichts Ungewöhnliches zu sein. Mich verwunderte und faszinierte es. Obwohl ich immer mehr der Meinung war, Van und ich seien für dieses Klima nicht geschaffen. Bitterlich sehnte ich mich nach der Wärme meiner Heimat.
Irgendwann gab Cato, der voran ging, ein Zeichen und wir erlaubten uns endlich die von mir langersehnte Rast. Müde plumpste ich neben Van auf den Boden. Ich war schon wieder so erschöpft, dass mich kaum etwas anderes interessierte. Wir teilten eines der inzwischen trockenen Brote und ich nagte lustlos auf meinem Stück herum.
Der Himmel hatte sich verdunkelt. Von der Sonne war nichts mehr zu sehen. Aufmerksam studierte ich die Wolken. Ob es bald regnete? Es fiel mir immer noch schwer, den Regen als ein natürliches Phänomen zu betrachten, das nicht nur stattfand, wenn ich es heraufbeschwor, sondern kam und ging, wie es ihm offenbar beliebte.
Im Moment hoffte ich, es möge nicht zu einem Regenguss kommen. Zwar waren wir unter den zahlreichen Nadelbäumen halbwegs geschützt, dennoch wären wir nach kurzer Zeit durchnässt. Bei dieser Kälte mochte ich mir gar nicht vorstellen, was das Wasser für Auswirkungen auf uns haben könnte. Wir alle waren angeschlagen und konnten es uns wirklich nicht erlauben, dass sich unser Zustand noch verschlechterte.
Offenbar war ich nicht die einzige, die schlechtes Wetter oder anderes fürchtete. Keiner meiner Kameraden strahlte Zuversicht aus. Inzwischen bangte ich darum, ob wir lange genug in der Wildnis überleben konnten und ob wir es überhaupt bis zu einem Treffen mit Levi schaffen konnten.
Plötzlich spürte ich einen kalten Stich auf meinem nackten Unterarm. Verwundert betrachtete ich die Stelle und entdeckte einen weißen Stern. Schon begann er zu schmelzen und zurück blieb ein kleiner Wassertropfen. Immer mehr weiße Sterne schwebten in der Luft und fielen sanft auf uns herab. Es war wunderschön, jedoch schrecklich kalt.
Ich fing einen Stern auf und streckte Van meine Hand hin. »Sieh nur«, hauchte ich ehrfürchtig.
»Verdammt, jetzt schneit es auch noch«, seufzte Orena.
Bei ihren Worten horchte ich auf. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, ergab es einen Sinn. Von Schnee hatte ich bereits gehört. Demnach war die Luft mittlerweile so kalt, dass der Regen gefror und als Schnee auf die Erde sank.
Van betrachtete den Himmel und sah den Flocken bei ihrem eleganten Tanz in den Lüften zu. »Passiert das hier häufiger?«, fragte er in die Runde.
»Selbstverständlich«, schnaubte Cato. »Der Winter steht vor der Tür. Nicht mehr lange und der Schnee wird viele Fuß hoch liegenbleiben.«
»Er bleibt tatsächlich liegen und schmilzt nicht?« Eilig sah ich mich um. Bislang war davon noch nichts zu sehen.
Cato betrachtete mich mit gerunzelter Stirn. Er schien sich einen bissigen Kommentar zu verkneifen.
»In unserer Heimat kennen wir keine Jahreszeiten. Es ist immer heiß, jeden Tag im Jahr und jede Nacht«, erklärte ich kleinlaut.
»Und dank den Wasserelementaren ist es auch das ganze Jahr über grün, obwohl es sonst nicht regnet.« Van suchte meinen Blick, während er sprach und lächelte mich an.
Catos Züge glätteten sich. Offenbar hatte er vergessen, woher wir beide stammten. »Ja, wenn es kalt genug ist, schmilzt der Schnee nicht und er stapelt sich immer höher, bis die Straßen kaum noch zu befahren sind«, erklärte er jetzt geduldiger.
»Wollen wir hoffen, dass wir bereits weit im Süden sind, bevor es dazu kommt. Wenn wir auch noch durch Schnee stapfen müssen, wird es noch ungemütlicher für uns«, beklagte sich Ayasha.
»Bis es so weit ist, haben wir vermutlich schon Levi getroffen«, beschwichtigte Kaj seine Gefährtin.
Die ganze Zeit über betrachtete ich die strahlenden Flocken, die vor und über mir herumwirbelten. Die anderen schienen sie zu fürchten. In meinem Inneren wusste ich, diese Furcht war berechtigt, doch konnte ich sie nicht teilen. Dazu war es einfach zu schön.



10 Kommentare:

  1. Das Buch "Die Regenprinzessin" habe ich mir als kostenlose Version bei Amazon geladen.
    Dazu kann ich sagen das ich seit langen kein Buch mehr hatte was mich dermassen gefesselt hat das ich fast vergessen hätte vor meiner Arbeit zu schlafen. Als ich fertig war musste ich mir sofort den zweiten Teil kaufen und auch damit bin ich fast durch. Sehnsüchtig erwarte ich jetzt den Teil 3 und hoffe noch viel von ihnen lesen zu können.

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    1. Vielen Dank für dieses großartige Lob! �� Ich werde immer noch ganz rot, wenn ich sowas geschrieben bekomme. ��
      Dass die Antwort und das nächste Buch so schrecklich lange gedauert hat, tut mir fürchterlich leid. Es war so unglaublich viel los bei mir... Immerhin gibt es jetzt endlich gute Neuigkeiten und den letzten Band.
      Hoffentlich kann ich auch mit dem Schluss überzeugen. ��
      Liebe Grüße!

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  2. Um wieder ein halbes Jahr um und wieder seitdem nichts schade aber was soll man machen wäre schön mal zu hören ob und eva wann untergangsbotin kommt.

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  3. Bitte sag uns Lesern doch, ob und wann es weitergeht. Die ersten zwei Bände sind einfach nur wow.

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    1. Vielen Dank für die Nachrichten! Es tut mir leid, dass ich so lange eine Antwort schuldig geblieben bin. Ich hoffe auf Wiedergutmachung durch die Veröffentlichung in der nächsten Woche.

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  4. Hallo liebe Frau Kullik, geht es ihnen gut??? Man macht sich da ja schon ein paar Gedanken wenn man sogar nichts hört...... ich hoffe jedenfalls dass sie fit und munter sind und vielleicht doch irgendwann die Zeit finden zu verraten ob und wann es weitergeht???! Viele liebe Grüße, Birgit

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    1. Liebe Birgit,
      Vielen Dank für deine Nachricht. Es tut mir leid, dass man sich sogar schon Sorgen um mich machen musste... :(
      Mein Tag hatte einfach zu wenig Stunden, Baby, Hausbau, kranker Hund, Schreiben und was sonst eben so anfällt hat mich komplett in Beschlag genommen.
      Wenn ich dann mal kurz Luft hatte, war ich froh, auch mal erschöpft aufs Sofa sinken zu dürfen.
      Nun ist zum Glück aber alles gut und nächste Woch kommt dann endlich Teil 3. Hurra!

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  5. Hallo liebe Frau Kullik, geht es ihnen gut??? Man macht sich da ja schon ein paar Gedanken wenn man sogar nichts hört...... ich hoffe jedenfalls dass sie fit und munter sind und vielleicht doch irgendwann die Zeit finden zu verraten ob und wann es weitergeht???! Viele liebe Grüße, Birgit

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  6. Hallo,
    Ich habe ihre beiden ersten Bücher regelrecht verschlungen. Im nachhinein bin ich sehr glücklich, dass ich im Urlaub mit den Büchern angefangen habe. Ich war so gefesselt ich konnte sie nicht mehr weglegen und jede noch so kleine Störung war absolut nervig. Ich wollte unbedingt wissen wie es weitergeht. Inzwischen habe Ich ihre Bücher bestimmt 20 mal gelesen und jedes mal bin ich enttäuscht, dass der dritte Teil noch nicht draußen ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn er bald erscheint, ich kann es nämlich kaum noch erwarten, zu lesen wie es weitergeht. Ich habe mich so in jeden ihrer Charaktere und in die ganze fantasy Welt verliebt, dass ich nicht genug davon kriegen kann.

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    1. Oh wow! Das ist ja ein gigantisches Lob. :) Vielen lieben Dank dafür. Ich hoffe, es wurde beim Stören niemand gebissen?? So geht es mir zumindest immer, wenn ich ein gutes Buch nicht aus der Hand legen will, mich dann aber trotzdem jemand davon losreißt. ;)
      Zum Glück gibt es nächste Woche Teil 3 und somit neuen Lesestoff. :)
      Liebe Grüße
      Stefanie

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